Boden­verbrauch und Flächen­aktivierung.

Bodenverbrauch ist weit mehr als nur ein ökologisches Problem. Wie wir durch Flächenaktivierung Herausforderungen für Klima und Ökonomie lösen können.

von Martin Puller

14. Dezember 2022
Bodenverbrauch pro Jahr, in Fußballfeldern0

10 Hektar. Pro Tag.

Nach wie vor werden in Österreich jeden Tag rund 10 Hektar Boden versiegelt. Das entspricht rund 5.112 Fußballfeldern – Jahr für Jahr. Damit ist die Bodenversiegelung seit Jahren ein Problem mit vielen Symptomen: neben den ökologischen Folgen verursacht der Flächenverbrauch auch ökonomische und soziale Probleme.

Ein lokales Symptom, ein globales Problem.

DER TEUFELSKREIS DES FLÄCHENVERBRAUCHS

Oftmals werden in Zusammenhang mit Bodenversiegelung und Flächenverbrauch die lokalen und mikroregionalen Folgen für die Umwelt hervorgehoben. Bodenversiegelung bewirkt Abnahme des lokalen Grundwasserspiegels, und zugleich eine Zunahme an Wasser, das entweder durch Kanalisation abgeleitet werden muss oder mittels technischer Einrichtungen wie Sickerschächten künstlich versickert werden muss. Zudem begünstigen Versiegelungen eine Abnahme der Biodiversität und tragen zu lokal höheren Temperaturen bei.

Zersiedelung...
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Zersiedelung...
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Zersiedelung...

Die Makroebene.

Weniger offensichtlich, jedoch mindestens gleich erheblich, sind die Auswirkungen auf der nächsthöheren Ebene: Eine Zersiedelung erhöht zwangsläufig den gesamten Aufwand für die Mobilität. Die Folge davon sind durchschnittlich weitere Wege, also weniger Ziele, die zu Fuß oder mit dem Rad komfortabel erreicht werden können. Dies verursacht mehr Individualverkehr, da gleichzeitig die Dichte zu gering für konventionelle Mobilitätslösungen im Öffentlichen Verkehr ist. Ein Teufelskreis beginnt: Der Mehrbedarf an Autos zur Erledigung der Wege führt zu weiteren Versiegelungen durch Straßen und Parkplätzen, oder aber auch zu weiteren Eingriffen in den Boden, wie beispielsweise durch den Bau von Tiefgaragen.

7%

Anteil der verbrauchten Flächen an der Landesfläche Österreichs (2020)

18%

Anteil der verbrauchten Flächen am Dauersiedlungsraum Österreichs (2020)

BODENVERBRAUCH ALS ÖKONOMISCHES PROBLEM

Aus der ökonomischen Perspektive betrachtet ist es auch genau diese Mobilitätsinfrastruktur, die – zu großen Teilen von der Allgemeinheit getragen – kostenintensiv errichtet, vor allem aber auch betrieben und instandgehalten werden muss. Hinzu kommen Kosten für Ver- und Entsorgungsinfrastruktur: Wasser- und Stromleitungen, Kanal aber natürlich auch mehr Betriebsaufwand in Form von Kilometern, die die Müllabfuhr zurücklegen muss. Neben diesen Infrastrukturkosten ergibt sich auch auf der Einnahmenseite ein Defizit durch unseren bisherigen Umgang mit der Ressource Boden: Wo Fläche nicht optimal genutzt wird, gibt es auch potenzielle Einnahmen, die nicht lukriert werden.  

Durchschnittsalter in Österreich0+0,1 pro Jahr

die soziale Komponente

Unterschätzt werden auch die sozialen Folgen: Wo Fußläufigkeit fehlt, werden Kontaktpunkte, Begegnungssituationen und damit soziale Interaktionen zwischen den Menschen weniger. Der öffentliche Raum verliert an Attraktivität, Ortskerne verwaisen oder sterben als direkte Folge der weiteren Zersiedelung aus. Gerade für ältere Menschen machen diese Umstände den Alltag zunehmend beschwerlicher – und Österreichs Bevölkerung altert rapide.

2,5 ha

Zielwert Bodenverbrauch pro Tag in Österreich, 2030

10 ha

tatsächlicher Bodenverbrauch in Österreich pro Tag (2021)

DIE ZUKUNFT ALS SPIELBALL DES FÖRDERALISMUS

Mögliche Lösungen werden auf vielen Ebenen gesucht und teilweise bereits umgesetzt. Das österreichische Ziel lautet: 2030 soll der Bodenverbrauch auf 2,5 Hektar pro Tag reduziert werden – ein durchaus ambitioniertes Ziel, liegt dieser Wert 2022 doch noch immer bei rund 10 Hektar pro Tag. Faktisch notwendig wäre eine Netto-Null bis 2030. Erreicht werden soll dieses Ziel etwa durch strengere Bestimmungen in den jeweiligen Raumordnungen der Länder. Vorschläge, wonach die Kompetenz für Flächenwidmungen den Gemeinden entzogen werden sollte, stießen im Herbst 2022 auf massive Ablehnung von Seiten des Gemeindebundes.

VERÄNDERUNG BEGINNT IM KLEINEN.

Doch gesetzliche Maßnahmen alleine werden nicht ausreichen, um dieses Ziel zu erreichen. Vor allem der Faktor Zeit ist hier entscheidend. Deshalb brauchen wir bereits heute Lösungen, die den Bodenverbrauch nachhaltig senken und bestenfalls noch weitere Herausforderungen bewältigbar machen. Damit ist – wie auch beim Thema der Bestandsentwicklung – die gesamte Immobilienwirtschaft in der Verantwortung.

Die Mission: den zusätzlichen Bodenverbrauch bis 2030 auf Null zu reduzieren.

Flächen aktivieren – durch Überbauungen.

Gemeinsam mit wert.bau und Weissenseer Holz-System-Bau hat indigo deshalb ein System zur Überbauung von bereits versiegelten Flächen entwickelt. Drüberbau ist nutzungsoffen, seriell und rückbaubar. Mit dem System können Parkplätze nachträglich und mit minimalen Beeinträchtigungen und Bauzeit überbaut werden. Möglich sind unterschiedlichste Nutzungen – vom Studio Apartment bis zur Turnhalle.

Infrastruktur besser genutzt

kein zusätzlicher Bodenverbrauch

Innenentwicklung

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kürzere Wege

9

seriell & skalierbar

Sehen wir die Chancen.

Die Vorteile liegen auf der Hand:  
  • Bereits versiegelte Flächen und bestehende Infrastrukturen werden zusätzlich und effizienter genutzt,
  • es wird kein zusätzlicher Boden verbraucht
  • die Nachverdichtung in Innenlagen wird gestärkt,
  • Wege für die Menschen verkürzt
  • durch das serielle Konzept eine hohe Skalierbarkeit und große Wirkung erzielt.

Der Weg zur Keislaufwirtschaft

Die Rückbaubarkeit leistet einen großen Beitrag auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft, da Bauteile nach einem Rückbau an anderen Orten wiederverwendet werden können. Durch die unterschiedlichen Nutzungen kann nicht nur auf die jeweilige Nachfrage an unterschiedlichen Standorten optimal reagiert werden, vielmehr werden dadurch aus Parkplätzen die lebendigen Quartiere der Zukunft. Die ersten Projekte sind bereits in Planung.

indigo.

indigo begleitet Unternehmen, Investor:innen, Gemeinden und Städte sowie Immobilienenwickler und Bauträger bei der sinnstiftenden Wieder-, Weiter-, und Mehrnutzung von Bestandsimmobilien.

Auf Basis fundierter Analysen entwickeln wir ganzheitliche Strategien und Konzepte für EU-Taxonomie-konforme Immobilien, Portfolios und Geschäftsmodelle.

Zudem setzen wir eigene Initiativen um, etwa mit drüberbau – unserer Lösung gegen Bodenverbrauch.

mehr über

Bestandsentwicklung: Wer neu baut, baut Leerstand.

Link

drüberbau: Vom Parkplatz zum Quartier der Zukunft.